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Leipzig denkt 2024: Mut und Unmut

Das Denk-Gesprächs-Kunst-Festival

2.10.-5.10.2024

Leipzig denkt versteht sich als spartenübergreifendes interdisziplinäres Denk-Gesprächs-Kunst-Festival.
In Zeiten spürbarer gesellschaftlicher Zerrissenheit, Sprachlosigkeit und Bubble-isierung sollen in unterschiedlichen Settings Räume für das gemeinsame öffentliche Miteinander-Denken und -Sprechen kreiert und erprobt werden. Das Festival verknüpft und mixt dazu auf einzigartige Weise Elemente, Impulse und Gesprächsdramaturgien aus dem Theater und den Künsten mit solchen aus der Philosophie und den Geistes- und Sozialwissenschaften. Und es mixt auch die unterschiedlichsten Denk-Orte der Stadt: von Theatern und soziokulturellen Zentren über das Literaturhaus und die Universität bis in den öffentlichen Raum. Eine erste Festivalausgabe fand – gefördert von verschiedenen öffentlichen Institutionen und Stiftungen – im Oktober 2022 unter dem Titel: „Leipzig denkt: Alarm & Utopie“ statt und hatte mehr als 1.000 Besucher*innen. Verbunden mit dem Festival gab es ein separates Kinder- und Jugendprojekt: „Was wäre, wenn…? – Leipzig philosophiert mit Kindern und Jugendlichen“. (Dokumentation: siehe www.leipzig-denkt.de)

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Aus Anlass des 35. Jahrestages der Friedlichen Revolution in Leipzig soll es vom 2. bis zum 5. Oktober 2024 unter dem Titel „Leipzig denkt: Mut & Unmut“ erneut ein solches Festival geben. – Im Herbst 1989 demonstrierten zehntausende Menschen auf dem Leipziger Innenstadtring für ihre Freiheit – Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Reisefreiheit -, für die Menschenrechte und für einen radikalen Wandel der erstarrten gesellschaftlichen Verhältnisse. Überall in Leipzig – in den Kirchen, auf der Straße, in Cafés und Kneipen, in Betrieben und Kulturorten – wurde damals über die Zukunft diskutiert und gestritten. Das Festival möchte diesen (Gesprächs-)Geist der Freiheit und des Aufbruchs von 1989 im Oktober 2024 ins Hier und Heute holen – sowohl mit den verschiedenen künstlerisch-kommunikativen Formaten als auch mit den drei inhaltlich-thematischen Schwerpunktsetzungen. Letztere sind zum einen mit den beiden titelgebenden Begriffen des Festivals – „Mut“ und „Unmut“ – angesprochen und zum anderen – und damit verknüpft – mit dem Begriff „Entfremdung“. In dieser Perspektive wird das Festival – Ideen und Erfahrungen von 1989 aufgreifend – virulente Freiheits-Fragen und -Probleme unserer Gegenwart beleuchten und sich dabei unter anderem den folgenden Fragen stellen:


Mut: „Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.“ ist ein Satz von André Heller. – Es ist die Angst, die uns klein macht und lähmt und die eine Gesellschaft erstarren lässt. 1989 bewirkten Menschen mit Mut einen radikalen Umbruch der politischen Verhältnisse. Dies wurde von vielen als Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Befreiung erlebt. Aber was ist Mut eigentlich? Wie fühlt er sich an? Und wie kann und sollte er vielleicht als Bedingung der Möglichkeit einer freien Gesellschaft auch ‚trainiert‘ werden? Was ist das Gegenteil von Mut: Angst, Feigheit, Opportunismus, Zynismus, Lethargie, Ressentiment? Lässt sich Mut proben? Welche offenen und welche vielleicht auch partiell geschützten Räume braucht es dafür? In welchem Verhältnis steht Mut zu Klugheit? Wann wird Mut zu Übermut, zu Tollkühnheit oder zu Hochmut? Wann ist ein auf den ersten Blick scheinbar mutiges Handeln einfach unklug? Und wer entscheidet darüber? Was ist das Spezifische von Mut in der Öffentlichkeit? – Was ist politischer Mut?


Entfremdung: Zu den gravierenden Entfremdungserfahrungen der DDR gehörte, dass man im öffentlichen Raum vielfach nicht das sagen konnte, was man privat meinte und sagte. Es gab Sprechverbote und „Scheren im Kopf“. In der Friedlichen Revolution befreite man sich von vielen dieser diktaturspezifischen Entfremdungsverhältnisse. Mit den gravierenden ökonomischen, sozialen, kulturellen und politischen Umbrüchen nach 1990 kam es allerdings für viele Ostdeutsche zu neuen Arten von Entfremdungserfahrungen, die sich inzwischen in den neuen Bundesländern in weit verbreiteten latenten Unmutsgefühlen sedimentiert haben. Fragen, denen dazu auf dem Festival nachgegangen wird, sind: Wie und wo zeigt sich in der Gesellschaft Entfremdung? Von wem oder was kann man sich entfremden? Wie ist das Verhältnis von Entfremdung als individueller Erfahrung und Entfremdung als sozialem Phänomen? Welche Rolle spielen Konformismus und die Befreiung von inkorporierten Erziehungsinstanzen in der Kultur? Wie lässt sich der Zugang zu den eigentlichen Erfahrungen fördern? Wie lässt sich Entfremdung in der Praxis als Chance und Impuls zur Bewusstwerdung und zu selbst gestalteter Transformation realisieren? Welche Fähigkeiten brauchen wir dazu? Welche Rolle spielt in diesem Prozess das Fremde und welche Rolle kann hierbei das Gespräch spielen? Lässt sich Entfremdung dialogisch minimieren oder gar aufheben?
 

Unmut: Entfremdungserfahrungen können Auslöser für Unmut werden. Welche Rolle spielte und spielt die Artikulation dieser Unmutserfahrungen? Welche Wege und welche Räume gibt es dafür und welche sollte es dafür geben? Wie lässt sich die Artikulation von solchen Unmutserfahrungen durch soziale, kulturelle oder auch künstlerische Settings so gestalten, dass sie eine produktive transformierende Kraft gewinnt (sowohl für das Individuum als auch für die Gesellschaft)? Unmut birgt sowohl destruktive Momente in sich als auch Momente des kreativen Neuanfangen-Wollens und -Könnens. Wie lassen sich diese Momente wecken und wachhalten?
 

Veranstaltungsformate und Zielgruppen:
Den oben genannten Fragen und den spannungsreichen Verknüpfungen der Phänomene „Mut“, „Entfremdung“ und „Unmut“ geht das Festival Leipzig denkt 2024 sowohl mit künstlerischen als auch philosophischen Mitteln und in unterschiedlich choreografierten kommunikativen Settings nach. Dem Anspruch des Festivals folgend, steht dabei die Idee des Gesprächs mit dem Publikum und innerhalb des Publikums im Zentrum. Die Besucher*innen sollen ihre je eigenen Erfahrungen mit „Entfremdung“, „Unmut“ und „Mut“ und ihre eigenen Perspektiven darauf in den Festivaldiskurs einbringen können. Die eingeladenen Künstler*innen und Expert*innen verstehen sich als Impulsgeber*innen für das übergreifende Festival-Denk-Gespräch. Konkret sind u.a. folgende Formate geplant (Details siehe Gesamtprogramm): Lesungen mit Diskussionen (u.a. in Kooperation mit dem VS Sachsen eine Veranstaltung zu „Literatur und Revolution“ mit Leipziger Autor*innen, die 1989 in der Friedlichen Revolution mitgewirkt haben), künstlerische (Gesprächs-)Performances und Installationen (u.a. auch im öffentlichen Raum), philosophische Denkspaziergänge und Salons, Streetphilosophy mit Studierenden der Universität Leipzig auf dem Kurt-Masur-Platz vor der Moritzbastei, ein Club der toten Philosoph*innen, ein Erzählcafé sowie thematische Workshops mit Philosoph*innen, Geisteswissenschaftler*innen und Künstler*innen. Zudem gibt es zwei größere Abendveranstaltungen („Denkspielräume“), die vom Theater der Versammlung/Zentrum für Performance Studies Bremen inszeniert werden und bei dem prominente Gäste (Schriftsteller*innen, Expert*innen) miteinander und mit dem Publikum in verschiedenen theatralen Settings ins Gespräch kommen: Der Festival-Eröffnungsabend (u.a. mit Ingo Schulze) widmet sich dabei – ausgehend von den Erfahrungen der Friedlichen Revolution 1989 – dem Thema „Mut“. Ein Abend im LOFFT (u.a. mit der Philosophin Rahel Jaeggi) dem Thema „Entfremdung“. Den Abschluss des Festivals bildet eine Lange Nacht der Mutproben in der Leipziger Moritzbastei mit unterschiedlichen literarischen, künstlerischen, performativen und philosophischen Beiträgen und Interventionen – u.a. einem Mut-Poetry-Slam, Lesungen, philosophischen Salons und einer Debating-Show zu Mut in der Politik.


Zielgruppen:

Das Festival richtet sich an ein breites Spektrum an Publikum aller Altersgruppen, insbesondere an diejenigen, die auch vor dem Hintergrund der Geschichte Interesse an einer gedanklichen Auseinandersetzung und am intellektuellen Austausch über aktuell brisante gesellschaftliche Fragen haben. Dabei sollen Menschen mit ganz unterschiedlicher Vorbildung, unterschiedlichen (sozio-)kulturellen Hintergründen und Interessenslagen angesprochen und mit unterschiedlichen Formaten sowie durch die Wahl entsprechend diverser Veranstaltungsorte ‚abgeholt‘ werden. Ein Teil der Festivalveranstaltungen soll gestreamt oder aufgezeichnet und dann auf der Website des Festivals auch für diejenigen zugänglich gemacht werden, die nicht selber zum Festival kommen können. In Verbindung mit dem Festival Leipzig denkt: Mut & Unmut wird das Transformatorenwerk Leipzig (wie schon bei der Festivalausgabe 2022) zeitlich und thematisch verknüpft, das Kinder- und Jugend-Philosophie-Festival „Was wäre, wenn…? Leipzig philosophiert mit Kindern und Jugendlichen“ organisieren. Dieses Projekt – das maßgeblich von der Bundeszentrale für politische Bildung finanziert wird – wird sich korrespondierend zum Festival-Thema ebenfalls die Themenfelder „Mut“, „Unmut“ und „Sich fremd fühlen“ fokussieren und dabei auch auf die Friedliche Revolution 1989 Bezug nehmen.
 

Zum antragstellenden Verein, zu den Kooperationspartnern und Förderern:
Das Festival wird organisiert vom Transformatorenwerk Leipzig e.V. (www.transformatorenwerk-leipzig.de) in enger inhaltlicher Kooperation und zum Teil personeller Verknüpfung mit dem Verein Expedition Philosophie e.V. (www.soundcheckphilosophie.de) und der IGPP (Internationale Gesellschaft für Philosophische Praxis: https://www.igpp.org/), die 2024 in Verbindung mit dem Festival ihr jährliches Herbstkolloquium realisieren wird. Mit Dr. Jirko Krauß und Dr. Rainer Totzke, die als Festivalkuratoren fungieren, ist jeweils ein Vorstandsmitglied des Expedition Philosophie e.V. und der IGPP auch im Vorstand des Transformatorenwerkes Leipzig aktiv.


Kooperationspartner und Veranstaltungsorte in Leipzig:

Als Kooperationspartner sind beim Festival Leipzig denkt 2024 dabei: LOFFT – Das Theater, das Literaturhaus Leipzig, das Zeitgeschichtliche Forum, das Ostpassage Theater, das soziokulturelle Zentrum Budde-Haus, die Moritzbastei Leipzig, die Universitätsbibliothek Leipzig, die Universität Leipzig - dort insbesondere der Bereich Studium universale sowie das Institut für Philosophie sowie das Institut für Kulturwissenschaften, der Debattierklub Leipzig. Eine Kooperation besteht darüber hinaus mit dem Projekt „Philosophie der Kunst: Kunst der Philosophie“ der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Das Festival bietet die Möglichkeit für weitere kulturelle bzw. akademische Institutionen sich mit zusätzlichen eigenen Veranstaltungen, die thematisch bzw. konzeptionell zum Festivalkonzept passen, an das Festival anzudocken, wie z.B. der Thomasius-Club.
 

Förderer und Unterstützer des Festivals/Medienpartnerschaften sind:

Kulturstiftung des Freistaates Sachsen (Förderzusage), das Kulturamt der Stadt Leipzig (Förderzusage), das Dezernat für Kultur der Stadt Leipzig (Förderzusage), das Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (beantragt), die Deutsche Gesellschaft für Philosophie (Förderzusage), das Emmy Noether-Projekt „Praktische Gründe vor Kant (1720-1780)" der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Förderzusage). Wie bei der ersten Festival-Ausgabe 2022 wird es auch 2024 wieder eine Begleitung durch Radio MDR-Kultur geben, eine positive Vorabsprache gab es bereits. Zudem ist eine Medienpartnerschaft mit dem Leipziger Stadtmagazin KREUZER vereinbart.

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"Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen" wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung sowie der Dachstiftung für individuelles Schenken treuhänderische Stiftung im GLS Treuhand e. V.

Wir suchen weiterhin Sponsoren und Spendengelder!

Unser Spendenkonto:
Kontoinhaber: Transformatorenwerk Leipzig e. V.
IBAN: DE88 8605 5592 1090 2846 39
BIC: WELADE8LXXX
Sparkasse Leipzig

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